Liebe Julia,
herzlichen Glückwunsch zum 1. Platz bei dem Wettbewerb "Förderung für Jungautoren" der Eckenroth-Stiftung.
Die Einladung zur Buchmesse nach Frankfurt war bestimmt sehr aufregend und sicherlich konntet ihr den Duft des Schreibens schnuppern.
Danke für diese tolle Geschichte, und hoffentlich gibt es bald eine Fortsetzung über "Sein Rudel und ihn".................
Mein Rudel und Ich
Also, mein Name ist Andy Garcia und ich bin ein zweijähriger, pechschwarzer Cockerspanielrüde. Zu meinem Rudel gehören ein Leitwolf namens Veronika (menschlicher Abstammung), eine manchmal nervende Schwester Julia (ebenfalls menschlich) und meine zwei Freunde Winnie-Puuh und Sammy-Summer(beide Hamster).
Denkt jetzt nur nicht: "Was, das kann doch nicht gut gehen, ein Hund und zwei Hamster." Keine Sorge, ich verstehe mich mit jeder Art von Lebensgenossen. Soviel erst einmal zu meiner Person.
Inzwischen habe ich schon so viel Aufregendes erlebt, dass ich meine, es lohnt sich, davon zu erzählen.
Also eigentlich wollte meine 13-jährige (leider gerade pubertierende) Schwester ja diese Geschichte schreiben, aber Julia hatte in letzter Zeit so viel zu tun, dass sie nicht dazugekommen ist. Daher möchte ich das jetzt übernehmen und los geht´s: Am 28. Mai 2002 wurde ich zusammen mit meinen drei Geschwistern Antonio Banderas, Ally McBeal und Anny Get Your Gun in Iserlohn geboren. Meine ersten Tage auf diesem Planeten Erde verbrachte ich damit zu schlafen und bei meiner Mama Donna Milch zu schlecken. Nach ein paar Tagen kamen schließlich eine Frau mittleren Alters (etwas korpulent) und ein junges Mädchen zu meiner Züchterin. "Ein nettes Mädchen", dachte ich und leckte seine Hand. Mir war ziemlich schnell klar: Es ist Liebe auf den ersten Schleck! Endlich war es soweit und ich durfte mit ihnen gehen, um die weite Welt zu entdecken. Meine neue Familie schien sehr tierfreundlich zu sein, denn vier Goldfische und eine Hamsterdame mit Namen Fips waren auch schon vorhanden. Hoffentlich würden wir gute Freunde! Dass das mit dem Freundschaft schließen gar nicht so einfach ist, weil Fips immer panisch davon rannte, wenn ich in ihre Nähe kam, wurde mir erst später bewusst. Stück für Stück eroberte ich meine neue Umgebung. Allerdings kam erschwerend hinzu, dass Veronika und Julia der festen Überzeugung waren, mich erziehen zu müssen. Anstrengend kann ich nur sagen! So musste ich zum Beispiel lernen, dass es verboten war, eine Pfütze in der Wohnung zu hinterlassen, Schuhe anzuknabbern, an Toilettenrollen zu ziehen oder es sich auf dem Bett gemütlich zu machen. Schließlich kam das erste Erlebnis auf mich zu: Julia saß gerade in so einem großen, weißen Ding (ich glaube, es nennt sich Badewanne) und bekam von Veronika die Haare gewaschen, als mir einer der Goldfische namens Moritz aus dem Aquarium direkt vor die Pfoten sprang. "Hey, musst du nicht zurück in deinen Glasbottich?", dachte ich und leckte ihn dabei mit der Zunge ab, damit er schön feucht blieb. Was sollte ich nur tun? Ich rannte ins Badezimmer, bellte, zog am Handtuch und versuchte, verzweifelt klarzumachen, dass ein Freund von mir Hilfe brauchte, doch man verstand mich nicht. Es dauerte bestimmt 20 Minuten, bis mir Veronika und Julia zum Aquarium folgten. "Na endlich!", dachte ich und zeigte ihnen, wo der arme Kerl im Staub lag. "Mensch, Moritz!", bellte ich aufgeregt. "Du darfst jetzt nicht aufgeben! Wedle mal mit deiner Flosse, damit sie merken, dass du immer noch unter uns Lebenden bist!" Das tat er dann auch mit allerletzter Kraft und mein Freund wurde sehr schnell ins Wasser zurückverfrachtet. Kurze Zeit später geschah dann allerdings etwas, was ich auch nicht mehr verhindern konnte: Meine Hamsterkumpanin Fips (sie hatte sich schließlich doch noch an mich gewöhnt, und wir waren Freunde geworden) erkrankte schwer und musste leider eingeschläfert werden. Es herrschte (auch bei mir) sehr große Trauer, doch nach drei Wochen kauften wir einen neuen Hamster, der Winnie-Puuh genannt wurde. War das ein Hamster! Gleich in derersten Nacht riss der Abenteurer aus und verschwand spurlos. Das war vielleicht eine Aufregung am nächsten Morgen! Die ganze Wohnung wurde durchforstet und ich wurde als Schnüffelhund eingesetzt. Doch Winnie-Puuh blieb verschwunden. Julia war sehr traurig. Am nächsten Abend jedoch meinte sie, in der Küche ein Kratzen hinter dem Herd gehört zu haben. Auch mein Leithund kam und lauschte. Endlich entdeckten die beiden, nachdem sie die Sockelleiste der Unterschränke gelöst hatten, Winnie, wie er ganz vergnügt und putzmunter auf einem Kabel herumkletterte. Nur, wie sollte man den kleinen Kerl jetzt einfangen? Der Racker dachte gar nicht daran, sein Versteck zu verlassen. Veronika kam schließlich der rettende Einfall: Sie holte den Kescher, der immer zum Fangen der Fische benutzt wurde.Endlich zappelte Herr Puuh im Netz und konnte wieder ans Licht befördert werden. "Ich als Jagdhund hätte das ja anders in die Pfote genommen. Doch was soll ich sagen: Hauptsache, das Rudelmitglied war wieder da!"
Ihr werdet es kaum für möglich halten, aber nach all dieser Aufregung zog sogar noch ein Hamster namens Sammy Summer bei uns ein. Was für ein Glück für mich! Mein Rudel wurde so immer größer.
Und dann kam er: Der schlimmste Tag für meinen Leitwolf in meinem bisherigen Hundeleben. Es war ein wunderschöner Sommertag und Veronika, Julia und ich machten einen ausgedehnten Spaziergang in einem nahegelegenen Waldgebiet. Das Gelände war mir gut bekannt und so durfte ich unangeleint herumlaufen. Ach, tat das gut, sich so frei zu bewegen, ohne das es ständig an meinem Halsband ruckte. Wir waren schon ein ganzes Stück gegangen, als ich plötzlich diesen wunderbaren Duft in die Nase bekam. Er war noch ganz frisch. Von einem Kaninchen war er nicht, denn diesen Geruch kannte ich. Und da war es: Das erste Reh, das ich in meinem Leben zu Gesicht bekam. "Toll!", dachte ich und wollte es unbedingt näher kennen lernen. Doch was war das? Mit großen Sprüngen lief es von mir davon. Bei Hasen und Kaninchen verstand ich dieses Verhalten ja, aber so ein großes Tier brauchte doch keine Angst vor mir zu haben! Nun, was blieb mir übrig: Ich hinterher! Julia und Veronika schrieen: "Halt, Andy, bleib hier!" Doch jetzt auf sie hören und zu ihnen zurückkehren? Nein, auf keinen Fall! Das mussten sie doch verstehen. So lief ich immer weiter, so schnell ich konnte. Plötzlich hatte ich das Reh aus den Augen verloren. So was Blödes! Aber ein Andy Garcia gibt so schnell nicht auf. Also: Nase auf den Boden und los! Wozu war ich schließlich ein Jagdhund? Doch nanu, was war denn das? Auf einmal tauchte ein Zaun vor mir auf. Was nun? Ich wollte mich auf keinen Fall aufhalten lassen. Schließlich fand ich auch eine Stelle, an der ich hindurchschlüpfen konnte. Hier war ich noch nie gewesen. Viele neue Gerüche schlugen mir entgegen. Und Autos fuhren blitzschnell an mir vorbei. Ich konnte richtig den Fahrtwind spüren. Der Straßenverkehr war mir natürlich vertraut, doch so etwas hatte ich noch nie gesehen. Aber eigentlich war das jetzt auch ganz egal, schließlich musste ich mein Reh wiederfinden. Ich schnüffelte und schnüffelte, als ich mit einem Mal Julia hörte: "Andy, komm hierhin! Nein, nicht auf die Autobahn!" Aha, Autobahn heißt das hier also. Mir doch egal! Und wenn es das Privatgrundstück des Bundespräsidenten wäre! Ich schnüffelte weiter auf der Suche nach irgendwelchen Spuren. Da ertönte wieder lautes Rufen. Diesmal war es die Stimme meines Leithundes: "Julia, komm sofort von der Autobahn!" "Julia will mir bestimmt bei meiner Suche helfen", dachte ich. Vielleicht sollten wir es ja mal auf der anderen Straßenseite versuchen? Doch bevor ich meine Überlegungen in die Tat umsetzen konnte, wurde ich plötzlich im Genick gepackt. Julia stand völlig außer Atem neben mir und riss an meinem Halsband. So aufgeregt hatte ich Julia noch nie erlebt. jetzt war es vorbei mit der Fährtensuche. Schade! Zusammen machten wir uns auf den Rückweg. Als wir bei meinem Leithund ankamen, wurden wir beide von Veronika kräftig ausgeschimpft. Meine Güte, war die wütend, aber auch erleichtert, dass wir beide wieder da waren. Ich habe die ganze Aufregung bis heute noch nicht so ganz verstanden und finde, sie hätten mich lieber für meine gute Spürnase loben sollen.
Tja, das war er: Ein kurzer Ausschnitt aus meinem Leben. Vieles könnte ich noch erzählen, Lustiges, Spannendes und Aufregendes, aber Julia hat gesagt, es wäre nun erst einmal genug. Ich meine ja, für so ein fröhliches und kontaktfreudiges Hundeleben, wie ich es führe, sollte man noch eine Fortsetzung schreiben. Nun,wir werden sehen. Bis dahin, macht´s gut! Euer Andy Garcia
September 2004
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